Die Mühlen im Schweizertal. Alle Daten stammen aus den Kirchenbüchern der Pfarrei Nievern incl. den Kontaktprotokollen aus Band 1 des Hess HStA Wiesbaden (aufgearbeitet durch die Herren Ralf Jackmuth und Friedrich Felgenheier). Sowie dem Beitrag von Frau Martha Löwenstein, Frücht aus der Chronik zu den 725 Jahrfeiern der Gemeinde Miellen.
Die oberste Mühle hieß die „Kadendeller Mühle“. An ihrer Stelle steht heute die nicht mehr betriebene Gastwirtschaft Wolf. Das Früchter Feld, das dort unmittelbar an die Berghänge des Schweizertals angrenzt, trägt die Bezeichnung „In der Kadendell“. Daher der Name „Kadendeller Mühle“. Diese hatte die Stadt
Oberlahnstein im Jahre 1714 erbaut. Sie wechselte immer wieder ihren Be-
sitzer. So kaufte am 16. 4. 1715 ein Johann Müller die Mühle. Der Preis,
den er zu zahlen hatte, betrug 110 Taler, das sind 330 Mark. Johann Müller
verkaufte die Mühle am 20. 4. 1733 einem Andreas Zimmermann aus Miel-
len. Zimmermann verkaufte die Mühle noch im selben Jahr dem Lorenz
Crecelius von Frucht. 1784 besaß sie dessen Enkel, Christian Crecelius, der
die Mühle bis 1818 sein eigen nennen konnte. Dann wurde der Konkurs
eröffnet. Ein Hauptmann Collet aus Weilburg steigerte die Mühle an und
ließ sie schon 5 Jahre später, im Juli 1823, erneut versteigern.
Die Mühle lag zeitweise still.
Von 1822 – 1825 hatte der Johann Säbel aus Miellen das Anwesen gepach-
tet, der die Mühle dann auch wieder in Betrieb nahm. Die Mühle klapperte
bis zum Jahre 1890. Dann wurde sie stillgelegt. Der derzeitige Besitzer,
Wilhelm Metz aus Frucht, geriet in Konkurs. Der Gläubiger, mein Urgroß-
vater, Lehrer Butzbach aus Frucht, musste die Mühle ansteigern. Das
Mahlwerk verkaufte er später an einen Müller nach Dausenau und im Jah-
re 1893 das ganze Besitztum einem Bergmann namens Wilhelm Becker.
Becker errichtete anstelle der Klappermühle ein schönes Wohnhaus. Als
dasselbe fertig war, erhielt er nicht genügend Darlehen und musste es not-
gedrungen dem Julius Wolf aus Otterbach bei Friedberg für 6.000,— Mark
weiterverkaufen. Im Jahre 1904 bekam Wolf die Erlaubnis, eine Sommer-
wirtschaft zu betreiben.
Die zweite Mühle war die sogenannte „Schlappmühle“. Diese lag etwa
120 m unter der ersten Mühle, war sehr klein und hatte nur einen Mahlgang
und eine Ölpresse. An Nebengebäuden war nur ein kleiner Ziegen- und
Eselstall vorhanden. In Miellen hatte sie den Namen „Hadamas Mühle“.
Erbaut wurde sie 1707. Wie schon in der ersten Mühle, so ging es auch hier
in der zweiten Mühle, was die Besitzer angeht, ziemlich turbulent zu.
Die ledige Anna Maria Brink verkaufte die Mühle am 28. 5. 1865 an ihren
Pflegesohn Wilhelm Sträub. Von da an lag die Mühle still. Sträub hatte sich
vor dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 mit Maria Katharina Bernd
aus Nievern verlobt. Er musste in den Krieg ziehen, wurde schwer verwun-
det und erlag später seinen Verletzungen, Er wurde in Nievern beerdigt.
Laut seinem Testament beerbte Fräulein Bernd ihren Verlobten. Sie ver-
heiratete sich später aber wieder mit Peter Josef Bertram aus Nievern.
Im Jahre 1908 kaufte der Anlieger Julius Wolf für 600 Mark das Anwesen.
Schließlich gelangen wir zur dritten, der Zimmermanns Mühle“. Diese
Mühle wurde zwischen 1680 und 1690 von einem Andreas Zimmermann
aus Frucht erbaut, dessen Vater und Großvater in Frucht den Beruf eines
Zimmermanns ausübten. Von etwa 1730 – 1763 war die Mühle im Besitz
von Heinrich Gottfried Zimmermann, geboren 15. 6. 1688, gestorben
15.7. 1763 in der Mühle.
Von 1827 – 1831, also nur 4 Jahre, war die Mühle im Besitz eines Johann
Georg Himmelmann, dann hieß sie „Himmelmanns Mühle“. In den letzten
Jahren ihres Bestehens mahlte die Mühle auch Gerstenkerne, also Grau-
pen, Haferflocken und Grütze. Im Jahre 1832 wurde das Anwesen wegen
Baufälligkeit niedergelegt. Das noch gute Gebälk kaufte der Jude Isak Sa-
muel von Frucht und baute sich auf der Ley ein neues Häuschen.
Die 4. Mühle war die „Paule-Mühle“. Wann diese erbaut wurde, konnte
nicht ermittelt werden. In den Jahren 1740 – 1760 war ein Johann Georg
Adelfang Besitzer der Mühle. Später kam diese Mühle an die Familie Link.
Ein Herr Achtelstätter aus Bad Ems, wohnhaft in Wolfenbüttel, erwarb in
1878 das ganze Besitztum und wollte es im Sommer 1890 zu einer Fabrikan-
lage umwandeln. – Zwei andere Herren aus Koblenz, die das Anwesen
auch kaufen wollten, begossen in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1889,
Samstag vor Ostern, sämtliche Gebäude mit Petroleum und zündeten sie
- Alle brannten nieder und wurden nicht mehr aufgebaut. Die beiden
Brandstifter wurden Anfang 1890 in Wiesbaden zu empfindlichen Gefäng-
nisstrafen verurteilt.
Etwa um das Jahr 1914 kaufte der Zeitungsredakteur Dr. Streike aus Ber-
lin den Grund und Boden und baute sich in den gegenüberliegenden Berg
ein kleines Häuschen, welches heute noch steht.
Die 5. Mühle gehörte von 1750 – 1760 einem Johann Hastenteufel. Durch
Heirat kam das Anwesen 1812 an den Georg Andreas Mundscheuer aus
Frucht, deshalb „Mundscheuers Mühle“ genannt. Er ließ die Mühle 1816
abreißen und baute sie neu auf. Wiederum durch Heirat war ein Müller na-
mens Göbel dann später Mühlenbesitzer. Infolge schlechten Geschäftsgan-
ges stellte dieser das Mahlen ein. Etwa um das Jahr 1880 verkaufte die Wit-
we Göbel die Mühle an den Bürgermeister Staab von Miellen. Im Jahre
1936 erwarb sie Franz Adelfang, ein Nachkomme von Johann Georg Adel-
fang, aus der „Paule-Mühle“, für 2.000,— Mark.
Die „Sabels-Mühle“ ist die letzte und nahe der Lahn gelegen. Der Erbauer
ist namentlich nicht bekannt. Sie wurde etwa 1666 bis 1670 erstellt. Nach-
weislich ist der erste, bis jetzt ermittelte Besitzer ein Andreas Eikert, ver-
heiratet in 1759 mit Christina geborene Adelfang.
Diese 6. Mühle hatte zwei Mahlgänge. Die Mühle kam schon sehr früh in
das Eigentum der Familie Säbel, die auch jetzt noch dort ansässig ist. Es
wird zuerst ein Peter Säbel erwähnt. Dann folgte dessen Sohn Johann Josef
Säbel, geboren 20. 11. 1791, verheiratet am 17. 11. 1822 mit Maria Katha-
rina Adler aus Frucht. Nach ihrer Verheiratung hatten diese bis zum Jahre
1825 die oberste Mühle gepachtet; dann übernahm das Ehepaar die elterli-
che „Sabels-Mühle“.
Im Jahre 1887 wurde die Mühle stillgelegt E- wurde auch eine Bäckerei
betrieben, nachdem die Mühle 1867 durch einen Neubau ersetzt worden
war. Heute ist dort eine Gastwirtschaft.